In deutschen Landen ist die Praxis, Nick- oder Uznamen zu erteilen, weit verbreitet. So nennt man die Kronauer im Umkreis spaßeshalber „Ralli“. Weshalb und warum, kann man weder beweisen, noch wissenschaftlich belegen. Gewiss wurde der „Nickname“ von den benachbarten Gemeinden erfunden und verbreitet und setzte sich allmählich durch.
Anlässlich der 725-Jahr-Feier wurde die Figur von Josef Wittek angeregt und von Frieder Scholtes entwickelt, der ihr schließlich Gesicht und Statur gab. Der Kölner Künstler Klemens Hechenrieder modellierte dessen Urfigur nach und produzierte daraus bis heute 150 dreißig Zentimeter große und in Kronauer Farben gekleidete Kunstharz Guss-Figuren, die inzwischen von den Kronauern ins Herz geschlossen wurden.
Der Kronauer Steinmetz Klaus Hillenbrand hat den „Ralli“ in Überlebensgröße in Stein gehauen. Die Statue wurde auf dem neuen Dorfplatz auf einen Sockel gestellt und ihm somit ein dauerhaftes Denkmal geschaffen. Der „Ralli“ mit dem liebenswerten „knitzen“ Gesicht ist ein beliebtes Souvenir, das auch nach der Jubiläumsfeier fest in den Köpfen der Einwohner verankert ist.
Warum die „Ralli“-Figur so aussieht, erzählt Rathaus-Mitarbeiter und Initiator Frieder Scholtes:
Die Uz-oder Necknamen wurden aus liebevollem Spott, manchmal auch aus Häme oder nicht bös gemeinter Neckerei frei erfunden. Man gab sich dabei mehr oder weniger Mühe, die Eigenarten von Personen, Gemeinschaften, Dörfern, Ländern oder auch ganzen Republiken zu charakterisieren. Das aufsteigende Beispiel wäre der „Krunämä Ralli“ im Land der Gelbfüßler, in der Republik des deutschen Michel. Der Deutsche Michel ist ein überkorrekter, fleißiger Zeitgenosse, der es ob seiner Eigenschaften kaum versteht, unbeschwert zu leben. Der badische Gelbfüßler hat den Beinamen wegen der Tatsache, dass die Leibgardisten des früheren Markgrafen gelbe Strümpfe trugen.
Warum aber nennt man die Kronauer „Ralli“? Gewiss wurde der Name von Spöttern der benachbarten „Sunnespritzer“ (Mingolsheim), „Schdangeschisser“ (Langenbrücken), „Wicker-Wacker“ (Östringen), „Schnecke“ (Weiher), „Sandhase“ (Forst), „Spradd´l“ (Kirrlach) oder „Sauerkraut“ (St. Leon) erfunden und hat sich schließlich im näheren Umkreis eingeprägt und durchgesetzt.
Josef Wittek, Vorsitzender des Heimatvereins, weiß: „Mit „Ralli“ (Raller) ist ein Kater gemeint, das steht fest“. So könnte die Tatsache, dass die männlichen Katzen sich des Nachts zu einem fürchterlichen Konzert versammeln und lauthals um die Katzendamen buhlen eine Rolle gespielt haben, denn das französische Verb „rallier“ bedeutet sich versammeln. Der Bezug zur französischen Sprache fällt in unserer Region nicht schwer, zumal das Umland um die Festung Philippsburg oft unter den kriegerischen Belagerungen der französischen Soldaten zu leiden hatte und hierzulande noch viele Gebrauchsworte französischen Ursprungs sind.
Eigentlich sind Katzen Schmusetiere, leben aber in erster Linie als Einzelgänger und sind somit keine ausgesprochen sozialen Wesen. Nie verlangte ein Rudel den Tieren Unterordnung ab. Jede Katze ist sich selbst die höchste Instanz und trifft alle Entscheidungen individuell, der Individualismus hat somit bei Katzen Tradition. Die eigenwilligen Samtpfoten tun, was sie wollen und lassen sich auch innerhalb einer Familie keinen Rang zuweisen.
Hoppla, es gibt ja sogar einige passende Gemeinsamkeiten mit der Kronauer Spezis. Jeder ist sich selbst die höchste Instanz? Man tut gern, was man will? Kater sind oft nachts unterwegs.
Eine eingefleischte Kronauerin sagte einmal: „Wenn die jungen Männer aus Kronau abends unterwegs waren, sperrten die Mütter (oft vergebens) ihre Töchter ein“. Wenn das kein Kompliment für einen echten „Ralli“ ist.
Wir möchten es aber nicht versäumen, einen bestimmt unbestrittenen Charakterzug noch hinzufügen. Der Kronauer ist Heimat verbunden, ist Patriot, wenn es um den eigenen Ort geht und stolz auf die Selbstständigkeit seiner Gemeinde, deshalb trägt die Ralli-Figur die Fahne auf der Schulter. Aber die Sache mit dem Schmusetier…? Na ja das dürfen die Katzendamen bewerten.
Für die nicht gewollte Unterordnung spricht jedenfalls, dass Kronau sich gegen alle Fusionsversuche gewehrt und fauchend gebuckelt hat.
Nicht ganz einfach ist in diesem Zusammenhang allerdings die Benennung der weiblichen Einwohner. Sind das ganz einfach Katzen, Kätzchen, Miezen. Man erinnere sich an die die scharfen Krallen von fauchenden Katzen und davor, die Kronauerinnen zur falschen Zeit mit dem falschen Ausdruck oder gar mit „Ralliette oder Ralliene“ zu bedenken.
Frieder Scholtes